Betriebsbesichtigung im Schotterwerk Gemmingen

Betriebsbesichtigung im Schotterwerk

Wer weiß schon, dass jeder Bundesbürger statistisch pro Stunde ein Kilogramm Stein verbraucht? Wer macht sich Gedanken darüber, wieviel und welches Gesteinsmaterial vonnöten ist, um auch nur einen Kilometer Autobahn zu bauen? Und - vor allem - wie gelangt der Stein dorthin?

Der als „Grand Canyon“ von Gemmingen bekannte Steinbruch der Firma Reimold war den meisten der rund vierzig interessierten Besucher als imposantes Abbaugebiet für Schotter bekannt. Wie faszinierend und lehrreich die Mini-Exkursion sein würde - damit hatte wohl kaum einer der mit Schutzhelm und Wanderschuhen ausgestatteten Gäste gerechnet. Denn statt einer nachmittäglichen Wanderung erwartete die Exkursionsteilnehmer ein regelrechter Intensivkurs in Sachen Politik, Geologie, Ökonomie und Ornithologie.

So wies Friedlinde Gurr-Hirsch auf die Bedeutung eines familiengeführten mittelständischen Unternehmens wie der Schotterwerke Reimold für Bauvorhaben der Kommunen hin. Gerade im Straßenbau zeige sich eine dezentrale Versorgung mit Baumaterial von großer Bedeutung. In der Logistik etwa sei die Nähe zum Verbraucher ein großer Vorteil. Auch Vorurteile bezüglich allzu tiefer Eingriffe in Naturräume wusste Gurr-Hirsch zu entkräften. Zum einen dienten Brüche in der Nachnutzung als vorzügliche Erddeponien, zum anderen bei ihrer Renaturierung als vielseitige Ersatzhabitate für bedrohte Tier- und Vogelarten.

Die Domäne von Dr. Michael Preusch, der als Hobbyornithologe eine für viele Besucher recht unbekannte Facette eines „lebendigen“ Steinbruchs aufzuzeigen verstand.

Dr. Preusch, Kardiologe am Universitätsklinikum Heidelberg, der sich seit vielen Jahren um den Erhalt der Wanderfalkenpopulation kümmert, attestierte dem Gemminger Steinbruch optimale Voraussetzungen. „Wir beobachten hier seit längerer Zeit nicht nur eine erfolgreiche Ansiedlung von Wanderfalken, auch der Uhu scheint mit diesem Biotop sehr gut zurechtzukommen“, freute sich Vogelkundler Dr. Preusch.

Wer weiß schon, dass jeder Bundesbürger statistisch pro Stunde ein Kilogramm Stein verbraucht? Wer macht sich Gedanken darüber, wieviel und welches Gesteinsmaterial vonnöten ist, um auch nur einen Kilometer Autobahn zu bauen? Und - vor allem - wie gelangt der Stein dorthin? Klaus-Peter und Matthias Reimold waren bei dieser Reise in die Erdgeschichte um keine Antwort verlegen. Keuper, Muschelkalk, Buntsandstein? Bei manch einem Besucher blitzte wohl längst vergessenes Schulwissen auf, das Geologe Frank Tanecker kompetent zurechtzurücken verstand.

Was von all den Zahlen, Daten und Fakten nach dieser außergewöhnlichen Kurzexkursion in das Erdmittelalter auch hängengeblieben sein mag - die Faszination der Gemminger Steinbruchlandschaft sowie der lebendige Dialog zwischen Bürger und Vertretern der Industrie wird den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben.